Energieberater ersehnt: „Ich fand schon immer, wir brauchen zu viel Energie!“
Mit einer eingehenden Bestandsaufnahme im ersten der drei Testhaushalte ist das Projekt Energie-Monitoring Region Coburg jetzt in der praktischen Phase angekommen. Die Energieberater der Kommunalbetriebe Neustadt (KBN), Jörg Wicklein und Marco Höhn, nahmen das Einfamilienhaus der Familie Wöhner im Ahorner Ortsteil Eicha kritisch unter die Lupe. Unter anderem wurden Räume und Fenster vermessen, Gebäudetechnik untersucht, Heizkörper identifiziert und bereits erste Strommessgeräte installiert.
1997 bezog die fünfköpfige Familie das idyllisch gelegene, neu errichtete Einfamilienhaus. Mit rund 200 Quadratmetern Wohnfläche in acht Zimmern großzügig dimensioniert und mit vielerlei architektonischen Annehmlichkeiten versehen, verspricht das Eigenheim ein hohes Maß an Wohnqualität. Dass sich die Gebäudehülle noch im Urzustand vom Zeitpunkt der Errichtung befindet, ist zugleich ein Glücksfall für das KBN-Energieberaterteam. Denn so lassen sich in praktisch allen darauf bezogenen, typischen Problemfeldern Vergleiche zu aktuellen Niedrigenergiehäusern ziehen und auch einfacher Möglichkeiten lokalisieren, wo und wie das eigene Verhalten weniger Energieverbrauch bewirken kann.
Im weitgehend unveränderten Zustand des inzwischen 23-jährigen Gebäudes liegt aber zugleich das Problem, dass die Familie letztlich dazu bewogen hatte, am Energie-Monitoring teilzunehmen. „Ich fand schon immer, dass wir zu viel Energie verbrauchen“, klagt Susanne Wöhner im Gespräch mit den Spezialisten. Vor allem der hohe und permanent weiter steigende Stromverbrauch ist ihr ein Dorn im Auge. Immerhin, die Ölheizung wurde vor fünf Jahren modernisiert, für die Bereitstellung von Warmwasser sorgt seither eine kleine Wärmepumpe. Solche Geräte gewinnen dank ihrer effizienten Arbeitsweise zunehmend an Beliebtheit, da sie Umgebungsluft mit Hilfe eines Kältemittels in Wärme verwandeln. Diese kann dann sowohl für Brauchwasser als auch für Raumheizung genutzt werden.
Derweil gleicht die Arbeit der Energieberater bei ihrem ersten Besuch einer detektivischen Vorgehensweise. Viele Jahre Erfahrung sorgen dafür, dass die üblichen Verdächtigen schnell näher ins Zentrum der Beobachtung rücken. Mit dem einfachen und doch sehenswerten Feuerzeug-Test prüft Jörg Wicklein die Fenster. „Wenn die gespiegelte Flamme eine andere Färbung hat, ist dies ein Indiz für Wärmeschutzverglasung, sagt der Spezialist für Gebäudehülle. Die Flamme verfärbt sich kaum, die Fensterscheiben sind wohl keine Energiesparer.
Haustechnik-Fachmann Marco Höhn inspiziert in der Zwischenzeit die Zimmer des Familiennachwuchses und wird auch dort schnell fündig. Zum Inventar der 16-, 18- und 21-jährigen Söhne gehören Computer, Lautsprecher und mehrere große Bildschirme. „Deren Energiehunger, vor allem beim Zocken, wird oft unterschätzt“, sagt Marco Höhn. Hier wird kein Raum mehr für Zweifel bleiben, denn zwischengeschaltete Strommessgeräte übertragen von nun an Verbrauchsdaten an eine App, die über verschiedene Auswertungsmodule verfügt.
„Man kann so schlecht einschätzen, wo besonders viel Energie verbraucht wird“, sagt Susanne Wöhner. Das Projekt Energie-Monitoring wird in den nächsten Wochen dafür sorgen, dass nun Licht ins Dunkel kommt. Susanne Wöhner freut das sichtlich.
Über einen längeren Zeitraum werden nun Daten zum Energieverbrauch erhoben und analysiert und daraus schließlich Optimierungsmaßnahmen abgeleitet. Nicht nur bei den Wöhners, sondern auch in einem ein Single-Haushalt in Coburg und bei zwei Senioren im älteren eigenen Haus in Ebersdorf. Details dazu in 14 Tagen, hier an dieser Stelle.

Strommessgerät

Wandvermessung

Feuerzeugtest