Energie-Monitoring Region Coburg

Familie Angermüller macht Nägel mit Köpfen

Von den drei Testhaushalten des Projekts Energie-Monitoring hatte das Einfamilienhaus der Angermüllers in Ebersdorf das größte Potenzial, als Paradebeispiel für die Klaviatur notwendiger Energiesparmaßnahmen durchzugehen. 1975 im typischen Zuschnitt und mit typischen Materialien der 70-er Jahre gebaut, verbrauchte es den Messungen der Energieberater zufolge gut doppelt so viel Energie wie ein vergleichbares Gebäude, das heute errichtet würde. Beleuchtung, Isolierung, Heizung – überall gab es dringenden Innovationsbedarf. Die Angermüllers fackelten nicht lange und fingen schnell an, Nägel mit Köpfen zu machen.

Weil mit günstigen Sofortmaßnahmen nicht viel zu gewinnen war, griff Gunter Angermüller gleich die erste Wahl der Energieberater beim Heizen auf – eine Hybridanlage aus Gasbrennwertheizung samt neuem Heizkessel und solarer Warmwasserbereitung auf dem Dach. Seit etwa einem halben Jahr ist sie jetzt installiert und in Betrieb. Stück für Stück wurden auch die Leitungen isoliert und ein hydraulischer Heizungsabgleich durchgeführt. Letzterer hätte ohne neue Heizung eine Einsparung von lediglich fünf bis zehn Prozent erwarten lassen, als einzelner Baustein in einem komplett neuen System bewirkt er jedoch einen optimalen Verbrauch.

Immer wieder betonten die Energieberater im Rahmen des Projekts die Wichtigkeit eines hydraulischen Heizungsabgleichs. „Bei etwa 90 Prozent aller Heizungen sind die Anlagenteile nicht optimal aufeinander abgestimmt“, sagte Energieberater Marco Höhn. Typische Anzeichen seien Geräusche in den Leitungen und aufgedrehte, aber mäßig warme Heizkörper, wenn sie weit vom Heizkessel entfernt angebracht sind. „Viele helfen sich dann mit dem Hochdrehen der Pumpen-Förderleistung und der Temperatur am Heizkessel“, weiß Marco Höhn. Letztlich werde damit jedoch nur der Energieverbrauch erhöht, ohne das Problem wirklich zu lösen.

Der Rückgang beim Gasverbrauch ist bei Familie Angermüller jetzt bereits sichtbar, obwohl die neue Heizung erst im Spätsommer installiert wurde. Elf Prozent höher hätte der Verbrauch wegen des langen kalten Winters 2021 sein müssen, stattdessen blieb er insgesamt gleich. Dabei hatte die neue Heizung erst drei Monate Zeit, ihr ganzes Einsparpotenzial zu entfalten. Das stimmt zuversichtlich für die Wochen bis März, in denen Statistiken zufolge soviel Heizbedarf besteht wie im Rest des Jahres zusammen. So sieht es auch Energieberater Marco Höhn voraus. „Hier sollten in den Folgejahren deutliche Einsparungen sichtbar werden“, prognostiziert er.

Der Erfolg, zu verdanken der neuen, optimal eingestellten Heizungsanlage, hat natürlich seinen Preis. Deshalb haben die Energieberater auch beim Stellen der Förderanträge geholfen, die auf einen Zuschuss in Höhe von 30 Prozent der gesamten Investition durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen (BAFA) gerichtet sind. Nach Fertigstellung helfen die Energieberater schließlich bei der Erstellung des Verwendungsnachweises, der mit der Rechnung bei der BAFA einzureichen ist.

Auch die andere große Energie-Baustelle bei Familie Angermüller ist abgeschlossen. Die Beleuchtung, die mit rund 800 Kilowattstunden (kWh) jährlich etwa 15 Prozent des gesamten Stromverbrauches ausmachte, wurde mit Hilfe des Projekt-Innovationsbudgets durch LED-Leuchtmittel ersetzt. Zu erwarten waren hier rechnerisch 88 Prozent weniger Stromverbrauch. Tatsächlich schrumpfte dieser 2021 um rund 700 kWh gegenüber 2019 und trifft damit die Prognose. Was nun noch ansteht, sind die Dämmung der Geschossdecken, ein Vollwärmeschutz der Fassade und die Erneuerung der Fenster. All dies wird nicht lange auf sich warten lassen und am Ende zu einer Reduzierung der Kohlendioxidemissionen um 63 Prozent im Hause Angermüller führen. Denn schließlich geht es, so Gunter Angermüller, „um den Geldbeutel, aber vor allem um die nächsten Generationen.“