Nutzung natürlicher Prozesse
Um die Erderwärmung zu stoppen, soll Schluss sein mit der Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas, bei deren Verbrennung neben Strom und Wärme eben leider auch jede Menge des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid entsteht. Bei der Lösung des Problems wird zunehmend auf Strom aus Sonne und Wind gesetzt. Doch die Sonne scheint nicht immer, und auch der Wind ist ein wankelmütiger Geselle. Hier kommt ein zuverlässiger Baustein ins Spiel, der Energie auch dann erzeugt, wenn es dunkel und windstill ist. Obwohl das im Verborgenen geschieht, ist seine Effizienz aus dem modernen Energiemix nicht wegzudenken. Die Rede ist vom Biogas.
Viele werden sie bei Überlandfahrten schon gesehen haben, die meist grünen Kuppeln, die in der Nähe landwirtschaftlicher Gehöfte wie Ballons aus dem Boden zu ragen scheinen. Das sind die Gärbehälter, die zentralen Bestandteile von Biogasanlagen. In ihnen passiert etwas, dass jede/r schon von zu Hause kennt, wenn in Kunststoff verpackte Lebensmittel ganz hinten im Kühlschrank in Vergessenheit geraten und erst dann wiederentdeckt werden, wenn sich die Kunststofffolie über der Verpackung wölbt und damit signalisiert, dass bereits ein Fäulnisprozess im Gang ist. Dieser ist bei allen organischen Substanzen gleich. Wenn sie sich zersetzen, entsteht Methan, der Hauptbestandteil von Biogas.
Ein Vorzeigebetrieb für die Nutzung von Biogas ist zum Beispiel die Anlage in Großgarnstadt, zu deren Betrieb sich drei Landwirte in der Firma ACD Bioenergie zusammengeschlossen haben. Gesellschafter Christian Derks erklärt, wie aus Biogas Energie wird. Zunächst kommt die Biomasse aus Pflanzen, Gülle und Mist auf das weitläufige Gelände, wo sie für die weitere Verwendung eingelagert wird. „Wir verwenden zu 40 Prozent Gülle und Mist, zu 30 Prozent Silomais, zu 20 Prozent Ganzpflanzensilage, zu acht Prozent Gras und zu zwei Prozent Getreidekorn“, erläutert Christian Derks. Nun könnte man einwenden, Pflanzen sollten besser als Lebensmittel denn zur Energieerzeugung verwendet werden. Doch das ist zu kurz gedacht. „Die verwendeten Pflanzen sind nicht als Lebensmittel geeignet, und die zwei Prozent Getreidekorn nutzen wir nur, wenn sich kein wirtschaftlicher Abnehmer findet“, sagt Derks. Zudem werde es am Ende des Prozesses wieder dem Kreislauf der Lebensmittelerzeugung zugeführt.
So geht das Gülle-Pflanzen-Gemisch zunächst in die Fermenter, wo es mit Hilfe von Bakterien vorvergoren wird. Die aufbereitete Biomasse wird sukzessive weitergepumpt in den mit grüner Schutzhülle überzogenen Nachgärbehälter, wo es kontrolliert bei konstanter Temperatur weitergärt und so das wertvolle Biogas erzeugt. Dieses wird über Endlager und Reinigungsanlage einem Blockheizkraftwerk zugeführt, dessen Verbrennungsmotor Generatoren antreibt, die daraus Strom erzeugen. Soviel, dass rund 1.700 Haushalte ganzjährig damit versorgt werden. Die zurückbleibende Biomasse, das Gärsubstrat, ist bei Landwirten als Dünger heiß begehrt und wird wieder auf die Äcker gefahren.
Nachhaltig ist diese Energieerzeugung deshalb, weil die verwerteten Pflanzen im Laufe des Prozesses genau die Menge an Kohlenstoff wieder freisetzen, die sie während ihres Wachstums aufgenommen haben. Doch in Großgarnstadt stecken noch mehr Vorteile im Biogas. „Wir speisen rund 800 Kilowatt Strom pro Stunde ins Netz ein, die Motoren könnten aber bis zu 2.100 Kilowatt liefern“, sagt Christian Derks. Damit ließe sich die gelieferte Energiemenge, ganz ohne Zwischenspeicher, stets abhängig vom aktuellen Strombedarf steuern. Zudem entsteht bei der Gewinnung von Biogas-Strom viel Wärme, die teils einer Hackschnitzel-Trocknung dient und teils über ein Fernwärmenetz in den nahegelegenen Ort geleitet wird. 30 Häuser werden komplett mit dieser Wärme beheizt.
Wer etwas zum Klimaschutz beitragen und dabei auf Biogas setzen möchte, kann sich für einen Tarif entscheiden, der die Versorgung mit Strom, erzeugt durch Biomasse zum Inhalt hat.




