Energie-Monitoring Region Coburg

„Wer’s möglich macht, soll auch dabei sein“

Energiegenossenschaft Coburger Land
Jetzt gibt es die regenerative Stromerzeugung mit Rendite-Option für alle

Solar- und Windparks gelten als treibende Kraft der Energiewende, weil sie Energie ohne fossile Brennstoffe erzeugen, damit die Emissionen von Kohlendioxid entbehrlich machen und so direkt dem Klimawandel entgegenwirken. Doch die regenerativen Stromerzeuger sind nicht überall beliebt. „Wir müssen ihren Anblick ertragen, aber andere profitieren“, ist vielerorts zu hören. Genau das ändert sich gerade mit der Energiegenossenschaft Coburger Land. Schritt für Schritt macht sie Sonnen- und Windenergie für alle zur Geldanlage: Wer dort wohnt, wo ein genossenschaftlicher Solar- oder Windpark entsteht, kann selbst Genosse werden und an der Erzeugung von sauberem Strom mitverdienen.

„Die Bürgerbeteiligung ist der Schlüssel zum Gelingen der Energiewende“, sagt Christian Gunsenheimer, ehrenamtlicher Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Coburg und Vorstandsvorsitzender der Bürger-Energiegenossenschaft Coburger Land eG. Indem sie daran teilhaben, könne man die Menschen näher an die Energiewende heranführen. Dabei gehe es nicht nur um den wirtschaftlichen Gewinn für jeden. „Es geht letztlich um Verständnis für das Zusammenspiel von Klima und Natur und damit um die Erhaltung der Lebensgrundlagen auf der Erde“, so Gunsenheimer.

Ein Beispiel dafür, wie Natur und Energieerzeugung in diesem Sinne zusammengehen, ist der Solarpark am Häslichweg in Weidach. Die 2019 errichtete Photovoltaikanlage ist das zweite Projekt der Energiegenossenschaft Coburger Land, kurz nach ihrer Gründung 2014 war bereits eine kleine Solaranlage auf dem Dach des Gymnasiums Ernestinum in Coburg ans Netz gegangen. Die Anlage in Weidach ist eine ganz andere Hausnummer, mit rund 750 Kilowatt Leistung kann sie 150 Haushalte mit Strom versorgen. Und das auf  Ackerland, das ursprünglich als Gewerbegebiet geplant war.

Mit der neuen Nutzung kann sich nun dieses Stück Land regenerieren. Nach 20 Jahren Laufzeit und einer Einsparung von gut 10.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen wird die Anlage rückstandslos abgebaut, der Boden wird nach Einschätzung von Fachleuten dann landwirtschaftlich deutlich wertvoller sein. Eine blühende Naturwiese und zusätzliche Anpflanzungen dokumentieren bereits heute den Wert für die Natur, die für ein Bienenvolk zur hoch willkommenen Heimat geworden ist. „Hier kann jeder sehen, wie Naturschutz, Klimaschutz und Energieerzeugung Hand in Hand gehen“, sagt Gunsenheimer.

Die Arbeit der Energiegenossenschaft nimmt inzwischen Fahrt auf. In Lautertal, wo nach einem grundlegenden Gemeinderatsbeschluss nur benachteiligte Flächen entlang der Autobahn für Solarnutzung zur Verfügung stehen, soll in mehreren Projekten auf einer Gesamtfläche von zehn bis 20 Hektar Photovoltaik nach Weidacher Vorbild in Bürgerhand kommen.

Wer sich beteiligen will, ist willkommen, den Vortritt sollen zunächst aber Einwohner der Gemeinde und Grundstückseigentümer haben. „Wer’s möglich macht, soll auch dabei sein“, begründet Gunsenheimer die Priorisierung. Eine Beteiligung an Projekten der momentan rund 100 Mitglieder zählenden Genossenschaft erfolgt über Anteilsscheine zu je 500 Euro. Damit möglichst viele Interessenten zum Zug kommen, soll jeder mindestens einen Anteilsschein erhalten. Wer bereits wenigstens einen Genossenschaftsanteil hat, kann auch die zweite Option ergreifen, der Genossenschaft ein nachrangiges Darlehen zur Projektfinanzierung zur Verfügung zu stellen. Beide Alternativen bieten attraktive Renditen, das Nachrangdarlehen zusätzlich einen Bonusanteil am Ertrag des Projekts.