Die unterschätzte Wucht der Flüsse
Gewässer versorgen jedes Jahr über 5 Millionen deutsche Haushalte mit Strom
Wenn vom Klimawandel die Rede ist, fallen meist zugleich auch die Begriffe Energiewende und nachhaltige Energieversorgung. Doch was heißt in diesem Zusammenhang eigentlich nachhaltig? Gemeinhin wird Nachhaltigkeit so definiert, dass bei einem Vorgang nicht mehr Energie verbraucht wird, als aus der Natur auch wieder nachfließen kann. Dass man dabei zuerst an die schier unerschöpfliche Kraft von Sonne und Wind denkt, liegt auf der Hand. Tatsächlich aber spielt in diesem Reigen ein drittes Element eine nicht weniger wichtige und oft unterschätzte Rolle: Das Wasser.
Viele alte und teils gut erhaltene Mühlenräder zeigen eindrucksvoll, dass die Kraft des Wassers schon genutzt wurde, als noch lange niemand an die Gewinnung von Strom dachte. Und doch fand die Wasserkraft später ihren Platz in der Industriegesellschaft, so wie sie heute die digitalisierte Moderne mit Energie versorgt: Rund 7.300 Wasserkraftanlagen gibt es zurzeit in Deutschland, 3.500 davon allein in Bayern. Zusammen verfügen sie über eine installierte Leistung von rund 5.600 Megawatt, was etwa vier mittleren Atomkraftwerken entspricht.
Mit einem Anteil von 94 Prozent erbringen die allermeisten Wasserkraftanlagen eine jeweilige Leistung von unter einem Megawatt, sie tragen insgesamt aber nur 14 Prozent zur Stromerzeugung durch Wasserkraft in Deutschland bei. Doch neben den wenigen großen, meist an Stauseen betriebenen Anlagen haben auch diese sogenannten Kleinwasserkraftanlagen ihre Berechtigung, wie der Blick in unsere Region zeigt: Rund um Lichtenfels betreibt zum Beispiel die SÜC Energie und H2O GmbH die drei Wasserkraftanlagen Hausen, Oberwallenstadt und Lichtenfels-Kirschbaummühle. Die als „Wasserkraftwerke Obermain“ zusammengefasste Sparte erzeugt immerhin etwa acht Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr, genug, um damit rund 2.300 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Bei dieser Gesamtbilanz fällt zudem ins Gewicht, dass nachhaltig nicht gleich nachhaltig ist. Windkraftanlagen haben, ebenso wie Solarmodule, eine vergleichsweise kurze Lebensdauer. Auf 25, höchstens 30 Jahre ist ihr Betrieb angelegt. Ungleich nachhaltiger erscheint da die Wasserkraft, wie das Beispiel Hausen zeigt. Das dortige Wasserkraftwerk wurde 1933 von der SÜC errichtet und ist seit 1934 ständig am Netz. Die vier anfänglich verbauten Maschinensätze sind noch immer in Betrieb. Ähnlich verhält es sich in Oberwallenstadt, wo nach 90 Jahren Betriebsdauer eine neue, strömungsoptimierte Turbine eingesetzt und durch eigene Innovationen noch eine Leistungssteigerung von über 12 Prozent erzielt wurde.
Freilich ist Wasserkraft, wie Michael Schlücke vom SÜC-Fachbereich Fernwärme und Kraftwerke erläutert, nicht beliebig ausbaufähig. Es gibt strenge Auflagen für den Eingriff in Gewässer. Geografische Lage und Abflussmenge limitieren die Eignung von Gewässern für Wasserkraft. Ganz zu schweigen von vergleichsweise horrenden Investitionskosten, die durch Klimawandel und trockene Hitzesommer noch weniger kalkulierbar werden. Dennoch ist und bleibt die Wasserkraft mit einem Anteil von 8,3 Prozent an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zu einer gänzlich regenerativen Energiegewinnung. Und wer auf diese Weise einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, muss kein eigenes Wasserkraftwerk bauen, sondern kann sich für einen Tarif entscheiden, der die Versorgung mit Strom, erzeugt durch Wasserkraft zum Inhalt hat.
Informationen zu Wasserkraft und privaten Nutzungsmöglichkeiten erteilen:
Klimaschutzmanagement Stadt Coburg
Michael Mosebach
Steingasse 18
96450 Coburg
E-Mail: michael.mosebach@coburg.de
Klimaschutzmanagement Landkreis Coburg
Ujvesa Pronaj
Lauterer Straße 60
96450 Coburg
E-Mail: ujvesa.pronaj@landkreis-coburg.de





